Man unterscheidet zwischen dem harmlosen Kopfgneis und dem Milchschorf. Der Kopfgneis ist ein fettiger, schuppenartiger Aussschlag auf dem Kopf von Säuglingen. Beim Milchschorf ist die gerötete und nässende Haut entzündet. Oft besiedelt er nicht nur den Kopf, sondern auch die Wangen und Augenbrauen. Hinzu kommt der Juckreiz, der zum Kratzen verleitet. So verletzen sich die Säuglinge und schlafen oft schlecht. Die Babys sind meistens sehr sensibel, schreckhaft und reizbar. Sie möchten den ganzen Tag herumgetragen werden und weinen schnell. Hinzu kommt, dass sie durch die innere Unruhe oft auch schlecht schlafen.
Die Mediziner sind der Meinung, die Ursachen noch nicht gefunden zu haben. Die meisten schieben die Schuld den Genen (Vererbung) zu. Der Milchschorf beginnt häufig nach den ersten zwei Monaten und verschwindet etwa bei der Hälfte der Säuglingen nach spätestens einem Jahr. Bei der anderen Hälfte kann er den Anfang der Neurodermitis sein.
Für den Namen des Milchschorfs gibt es zwei Erklärungen. Einerseits sehen die Schuppen auf dem Kopf wie angebrannte Milch aus und andererseits kann dieser Ausschlag durch eine Unverträglichkeit der Kuhmilch kommen. Man nennt ihn auch Säuglingsekzem oder in der Fachwelt Seborrhoische Dermatitis.
Normalerweise macht man sich kaum Gedanken darüber, weil das unterdessen als normal angesehen wird. Aus naturheilkundlicher Sicht ist der Milchschorf ein erstes Anzeichen, dass der Körper mit der Ausscheidung von Giftstoffen nicht mehr fertig wird. Die Schädeldecke des Säuglings ist in diesem Alter noch nicht geschlossen. Auffällig ist, dass sich der Milchschorf (Kopfgneis) um diese Öffnung der Schädeldecke bildet. Ich schliesse daraus, dass der Körper durch diese Ausscheidung vor allem das wichtigste Organ, das Gehirn von Giftstoffen befreit. Sobald die Nahrung wieder verträglich für den Säugling wird oder sich die Schädeldecke schliesst, verschwindet der Milchschorf.
Unsere Tochter hatte aber selbst mit 2 ½ Jahren diese Schuppen noch, obwohl bis dann die Schädeldecke geschlossen sein sollte. Es muss offensichtlich noch andere Gründe geben. Da diese Schuppen unsere Tochter weder juckten noch störten, unternahmen wir dagegen gar nichts und hofften, dass auch diese noch verschwinden, was auch der Fall war. Auf die Ernährung und Vitaminergänzung nehmen wir immer noch Rücksicht.
Die Nerven und die Haut haben im Menschen eine enge Verbindung. Rudolf Steiner ordnete die Nerven und die Haut dem gleichen Keimblatt Mesoderm zu. Für den Aufbau von Haut und Nerven werden etwa die selben Vitamine benötigt. Dadurch entstehen die zu beobachtenden Phänomene, dass der Ausschlag in nervlich belasteten Zeiten stärker wird.
Für das wirkliche Verständnis muss man das einfache Modell der Hautkrankheit verlassen und den Menschen als Ganzes betrachten. Jede Hautkrankheit hat ihre Ursache in der Verdauung. Beim Säugling wird in dieser Zeit die Verdauung radikal umgestellt. Der erste Schritt ist der Wechsel von der perfekten Ernährung durch die Nabelschnur zur Muttermilch. Erst jetzt beginnt die eigene Verdauung. Mit der Muttermilch wird die Darmflora aufgebaut. Dieser Aufbau ist sehr heikel und von vielen Faktoren abhängig. Funktioniert diese Umstellung nicht perfekt, so gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht und es können Pilze entstehen. Ohne eine gesunde Darmflora werden die Vitamine schlecht aufgenommen, was zu einer Mangelernährung führt. Diese Vitamin B Mängel erzeugen die oben beschriebenen Symptome. Die nächste Umstellung ist der Wechsel von der Muttermilch zur Fremdnahrung. Diese Fremdnahrung ist ein weiterer Risikofaktor für den Darm. Vorallem Kuhmilch erzeugt oft Blähungen und Koliken. Bei empfindlichen Kindern besteht jetzt die Kunst in der Wahl der Nahrung. Diese Thematik beschreibe ich im Kapitel „Säuglingsnahrung“ detailliert.
Normalerweise bekommt man vom Arzt eine Salbe verschrieben und evtl. ein Spezialbad. Jeder weiss, dass man damit nur die Symptome bekämpft aber fast alle sind mit dieser Lösung zufrieden. Diese oberflächliche Behandlung bringt oft nicht nur wenig Nutzen, sondern ist auch sehr gefährlich. Normalerweise scheidet der Körper Fremdstoffe über den Darm aus. Gelingt das nicht, so bedient sich der Körper der Haut als Ausscheidungsorgan, was besonders bei belasteten Babys genutzt wird. Schliessen wir mit Fettcremen diese Oberfläche, so muss der Körper ein weiteres Ausscheidungsorgan suchen. Jetzt bleibt ihm eigentlich nur noch die Lunge. Diese Ausscheidung nennen wir Asthma. Darum empfehle ich so wenig salben wie irgendwie möglich.
Zur entzündeten Haut kommt noch der Juckreiz. Damit die Kinder nicht kratzen, zieht man ihnen Baumwoll-Handschuhe an oder bindet die Hände an das Bett. Diese Therapie gehört für mich in das Kapitel Kindsmisshandlung. Der Juckreiz bleibt und es gibt für das Kind keine Möglichkeit etwas zu tun. Ich möchte aber nicht nur das Weglassen der Handschuhe empfehlen, weil damit dem Kind auch keinen Dienst erwiesen ist, sondern mit anderen Tipps eine einfachere und angenehmere Lösung aufzeigen (Auch wenn diese selten für eine Ausheilung ausreicht). Statt den Handschuhen reicht es fast immer die Ernährung ein wenig umzustellen (bei gestillten Babies die Ernährung der Mutter) und B-Vitamine zu ergänzen. Der Juckreiz verschwindet oft inert Stunden. Eine ausführliche Beschreibung findest Du im Kapitel „Therapie“.
Wenn wir diese Zusammenhänge verstehen, sehen wir schnell, dass es auch Wege gibt, die Haut zu heilen. Eine ganzheitliche Therapie besteht aus den folgenden Schritten:
Auf das detaillierte Vorgehen dieser Schritte und die weiteren Erklärungen werde ich im Kapitel Therapien und Heilung eingehen. Einige spezielle Punkte betreffen aber nur den Milchschorf, weshalb ich sie hier anfüge. Am besten ist es, wenn man äusserlich möglichst wenig behandelt, damit die Haut die Funktion der Ausscheidung übernehmen kann. Wer trotzdem etwas unternehmen will, kann die stellen mit normalem Olivenöl oder mit Jojobaöl dünn einmassieren.
Ein altes Hausmittel dagegen ist der Stiefmütterchentee, den man entweder trinkt oder auf die Wunde Haut tupft. Hierzu kannst du einen gehäuften Teelöffel Stiefmütterchenkraut auf einen Viertel Liter ungechlortes, kochendes Wasser geben und etwa 10 bis 12 Minuten ziehen lassen. Danach durch ein Tuch abseihen und bei der Zubereitung der Flasche für das Baby statt normalem Wasser verwenden.