Der oft problematischere Teil ist aber der Juckreiz, welcher bis zur absoluten Hilflosigkeit plagt. Die offenen Nervenenden auf der Hautoberfläche, die zudem noch entzündet sein kann, leiten jeden kleinsten Reiz weiter. So entsteht nicht nur der enorme Juckreiz, sondern auch eine allgemeine Gereiztheit. Bereits die kleinste Berührung kann in einer totalen Überlastung des Nervensystems ausarten. Was andere Menschen als angenehmes Streicheln empfinden, ist für den Neurodermitiker ein Reizsturm.
Durch den Vitaminmangel wird die Zellwand der Nerven beschädigt. Die zu dünnen Zellwände reagieren auf den kleinsten Reiz der Bakterien, die sich auf der schwachen Haut eingenistet haben. Diese Reize erzeugen das unerträgliche Jucken. Oft ist der Juckreiz das schlimmste Symptom eines Neurodermitikers. Vor allem ein hoher Zuckerkonsum verstärkt den Juckreiz.
Für Aussenstehende ist der Juckreiz nicht fühlbar und somit selten das Hauptproblem. Für uns Neurodermitiker ist es meistens wesentlich angenehmer, wenn die Haut aufgekratzt blutet, weil sie dann nicht mehr juckt. In ihrem Buch „Meine allerbeste Freundin„28 beschreibt Heike S. Mayer, dass sie Ihre Hände mit Heisswasser verbrüht, um den Juckreiz los zu werden. Das zeigt sehr deutlich, wie stark der Juckreiz plagt. Denn wer verbrüht sich als erwachsener Mensch freiwillig die Hände?
Babies haltet man mit Kartonröhrchen und Kratzhandschuhen vom Kratzen ab. Der Juckreiz aber bleibt. Aus meiner Sicht ist das Folter ohne, dass sich das Kind wehren kann. Mich wundert es, dass dadurch keine schweren seelischen Schäden entstehen. Es ist aber auch durchaus möglich, dass diese Schäden zwar entstehen aber keiner bemerkt sie. Wenn man versteht, was Neurodermitis ist, dann muss der Juckreiz von innen bekämpft werden. Dieser verschwindet innert Tagen und stellt ab dann kaum noch ein Problem dar. Das genaue Vorgehen beschreibe ich im Kapitel Therapien.
Was man oft noch vergisst, ist der Juckreiz bei der Heilung. Ich weiss zwar nicht warum aber fast jede Heilung verursacht Juckreiz.